Das EU-Parlament hat entschieden: Ab 2035 dürfen keine Autos mit Verbrennungsmotor, egal ob Benziner oder Diesel, in Europa neu zugelassen werden. Die Reduzierung von Treibhausgasen trifft den Verkehrssektor erheblich. Wir sagen dir, welche Folgen das Verbrenner-Verbot ab 2035 hat und warum die Entscheidung umstritten ist.

Schon in zwölf Jahren dürfen in Europa keine Autos neu zugelassen werden, die Kohlendioxid ausstoßen, also mit klassischem Verbrennungsmotor ausgestattet sind. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen Benziner oder Diesel handelt. Das EU-Parlament hat das Verbrenner-Verbot ab 2035 beschlossen! 340 Befürworter setzten sich gegen 279 Neinstimmen durch. Schon in den kommenden Jahren, genauer gesagt bis 2030, sollen die CO₂-Emissionen etwa um die Hälfte sinken.

Die Begründung? Das Verbrenner-Verbot ab 2035 soll die Veränderungen, denen die Automobilbranche bereits seit einiger Zeit unterliegt, weiter vorantreiben. Den Verbrauchern soll es weiterhin möglich sein, bezahlbar zu fahren. Außerdem soll die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Drittländern gefördert werden. Es sollen sich neue Chancen für Beschäftigte ergeben und den Herstellern gleichzeitig eine erhöhte Investitionssicherheit geschaffen werden. Stimmt das?

Welche Folgen hat das Verbrenner-Verbot ab 2035?

Das Verbrenner-Aus ab 2035 hat weitreichende Konsequenzen für Autofahrer*innen und Hersteller. Einige Auswirkungen werden bereits in den kommenden Jahren zu spüren sein, andere Folgen lassen sich erst ab 2035 ausmachen. Sicher ist jedoch, dass die Preise für Neu- und Gebrauchtwagen steigen. Zudem müssen Autobauer umdenken bzw. die Entwicklung der Elektromobilität schneller vorantreiben. Der klassische Verbrennungsmotor wird aussterben, was sich auch auf Arbeitnehmer*innen auswirkt.

Ist die Ladestruktur für Elektroautos vorhanden?

Aktuell noch nicht! Im Jahr 2022 waren in Deutschland knapp 800.000 Elektroautos zugelassen, die an rund 70.000 öffentlichen Ladesäulen „aufgetankt“ werden konnten. Beide Zahlen nehmen jedoch stark zu. Während die Bundesregierung bis 2030 rund eine Million Ladesäulen anbieten will, entscheiden sich auch Autofahrer*innen immer häufiger für das Elektroauto. In sieben Jahren könnte es bis zu 15 Millionen Elektroautos in Deutschland geben.

Was die Anzahl an Ladesäulen angeht, sollte Deutschland vorbereitet sein. Allerdings sehen Experten beim Stromangebot ein Problem. Die steigende Nachfrage lässt sich kaum erfüllen. Atomkraftwerke werden abgeschaltet, die erneuerbaren Energien allerdings nicht schnell genug ausgebaut. Die Folge: Der Strom für die Elektromobilität wird nicht zur Verfügung stehen, wenn es in den kommenden Jahren mit dem Ausbau nicht zügig vorangeht.

Muss ich meinen Verbrenner ab 2035 abgeben?

Nein, das Verbrenner-Aus ist kein Fahrverbot! Das aktuelle Auto lässt sich bedenkenlos weiterfahren, idealerweise bis es auseinanderfällt. Bestandsfahrzeuge sind von der EU-Entscheidung nicht betroffen. Es ist allerdings möglich, dass strengere Schadstoffrichtlinien eingeführt werden, die zur Luftreinhaltung in den Ballungsräumen beitragen sollen. Dann ist es möglich, dass ältere Autos mit Verbrennungsmotor beispielsweise aus den Innenstädten verbannt werden.

Werden Gebrauchtwagen nun wertlos?

Der Gebrauchtwagenmarkt wird sich durch das Verbrenner-Verbot ab 2035 nicht stark verändern. Es bleibt weiterhin möglich, mit gebrauchten Fahrzeugen zu handeln. Die Entscheidung gilt nur für Autos, die ab dem 1. Januar 2035 neu zugelassen werden. Gebrauchtwagen, die schon einmal zugelassen waren, dürfen auch nach dieser Frist den Besitzer wechseln. Das garantiert den Werterhalt. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass Ersatzteile nicht mehr verfügbar sind oder die Preise stark ansteigen.

Steigen die Preise für Gebraucht- & Neuwagen?

Davon ist auszugehen! Die Preise für Gebrauchtwagen steigen bereits seit einiger Zeit stark an. Das Verbrenner-Verbot ab 2035 könnte die Preise zusätzlich anziehen. Auch bei Neuwagen, insbesondere Kleinwagen, müssen Autokäufer*innen künftig tiefer in die Tasche greifen.

Warum ist das Verbrenner-Verbot ab 2035 umstritten?

Das Verbrenner-Verbot ab 2035 ist umstritten. In Deutschland arbeiten zahlreiche Menschen daran, Autos mit Verbrennungsmotor zu bauen. Ein Elektroauto ist einfacher herzustellen und braucht weniger Entwicklungsarbeit. Hunderttausende Arbeitnehmer*innen könnten den Job verlieren. Außerdem ist der Verbrennungsmotor nicht grundsätzlich klimaschädlich, teilweise sogar notwendig. Der Strombedarf ist so groß, dass er aktuell nicht gedeckt werden kann. Und dann müssten auch Elektroautos in der Garage bleiben.

Sönke Brederlow ist Rennfahrer, Journalist und Fahrzeugingenieur. Der 33-Jährige arbeitet als freiberuflicher Texter und ist als aktiver Rennfahrer und Fahrercoach tätig. Er hat ein abgeschlossenes Bachelorstudium der Fahrzeugtechnik, was bei der täglichen Arbeit hilfreich ist.

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