Wenn der saisonale Reifenwechsel bevorsteht, fragen sich Autofahrer:innen zu Recht, welcher Reifen auf welche Achse gehört. Sollte der bessere Reifen vorne oder hinten montiert werden? Wir erklären, warum sich die Reifen unterschiedlich stark abnutzen, welche Reifen auf die Vorder- bzw. Hinterachse gehören und was bei einer falschen Montage passieren kann.

Im Überblick: Welcher Reifen auf welche Achse?

  • Der Reifenverschleiß ist unterschiedlich, je nach Achse
  • Reifen mit mehr Profil sollten immer auf die Hinterachse
  • Abgefahrene Reifen auf der Hinterachse beeinträchtigen die Fahrstabilität
  • In regelmäßigen Abständen ist ein Rädertausch ratsam

Welcher Reifen nutzt schneller ab – und warum?

Auch wenn alle vier Reifen eines Autos gleich alt sind und somit die gleiche Laufleistung aufweisen, ist der Zustand der Reifenprofile nicht identisch. Denn der Reifenverschleiß ist immer unterschiedlich. Die Antriebsachse wird am stärksten belastet und nutzt sich daher am schnellsten ab. Das heißt: Bei Fahrzeugen mit Frontantrieb verschleißen die Vorderräder früher, bei Fahrzeugen mit Heckantrieb leidet die Hinterachse am meisten.

Und bei einem Auto mit Allradantrieb? Auch hier nutzen sich die Reifen unterschiedlich schnell ab. Bei den meisten Allradsystemen wird die Vorderachse stärker angetrieben als die Hinterachse, sodass der Verschleiß an den Vorderreifen höher ist – auch weil die Räder durch Lenken und Bremsen stärker belastet werden.

Der bessere Reifen vorne oder hinten?

Viele Autofahrer:innen führen den saisonalen Reifenwechsel selbst durch und machen sich vielleicht gar keine Gedanken darüber, welcher Reifen auf welche Achse gehört. Dabei trägt diese Entscheidung maßgeblich zur Sicherheit bei: Je größer die Profilunterschiede, desto mehr leidet die Fahrstabilität.

Früher galt die Faustregel, dass die besseren Reifen auf die Vorderachse gehören, weil das bessere Profil auf regennasser Fahrbahn und beim starken Bremsen von Vorteil ist. Inzwischen gilt diese Empfehlung nicht mehr. Stattdessen wird empfohlen, die besseren Reifen immer auf der Hinterachse zu montieren – egal ob Front- oder Heckantrieb!

Was passiert, wenn schlechte Reifen auf der Hinterachse sind?

Die Hinterachse ist die spurführende Achse. Sie ist daher in hohem Maße für die Fahrstabilität und das Lenkverhalten des Fahrzeugs verantwortlich. Sind die Reifen an der Hinterachse deutlich schlechter als an der Vorderachse, kann das Fahrzeug bei schnellen Spurwechseln oder in Kurven mit dem Heck ausbrechen und ins Schlingern geraten. Diese Fahrsituation ist für einen ungeübten Fahrer nur schwer zu beherrschen.

Auch moderne Fahrerassistenzsysteme, beispielsweise das elektronische Stabilitätsprogramm (ESP), können hier an ihre Grenzen stoßen. Sind dagegen die schlechteren Reifen an der Vorderachse montiert, kommt es in solchen Situationen zum klassischen Untersteuern – das Fahrzeug rutscht nach außen aus der Kurve. Oft hilft dann schon ein kräftiger Tritt auf die Bremse, um das Fahrzeug wieder unter Kontrolle zu bringen.

Wie oft sollten die Reifen achsweise getauscht werden?

Die allgemeine Empfehlung lautet, die Reifen bzw. Räder alle 10.000 Kilometer achsweise zu tauschen, also die Reifen der Vorderachse mit denen der Hinterachse. Wenn die Reifen keine Laufrichtung vorgeben, ist auch ein diagonaler Radwechsel möglich. Dies ist vor allem bei Fahrzeugen mit Allradantrieb sinnvoll, um eine „Sägezahnbildung“ im Reifenprofil zu vermeiden, den Fahrkomfort zu erhöhen und die Lebensdauer der Reifen zu verlängern.

Winterreifen im Sommer© Alina Spree
Das Reifenprofil ist regelmäßig zu kontrollieren

Wer den saisonalen Reifenwechsel selbst durchführt, kann die Gelegenheit nutzen, das Reifenprofil zu überprüfen und einen Rädertausch zwischen Vorder- und Hinterachse vorzunehmen. Dabei sollte auch auf Beschädigungen der Reifen und eine ausreichende Profiltiefe geachtet werden. Die gesetzliche Mindestprofiltiefe beträgt 1,6 Millimeter, besser ist ein Restprofil von mindestens vier Millimetern bei Winter- und Ganzjahresreifen sowie drei Millimetern bei Sommerreifen.

Fazit: Der bessere Reifen vorne oder hinten?

Es ist ratsam, den Zustand und die Profiltiefe aller vier Reifen in regelmäßigen Abständen zu überprüfen. So lässt sich sicherstellen, dass die besten Reifen an der Hinterachse montiert sind. Dies trägt zur allgemeinen Verkehrssicherheit bei und vermeidet kritische Fahrsituationen, insbesondere bei nasser Fahrbahn. Außerdem können durch die regelmäßige Reifenkontrolle mögliche Schäden oder ein ungleichmäßiger Reifenverschleiß frühzeitig erkannt werden.

Sönke Brederlow ist Rennfahrer, Journalist und Fahrzeugingenieur. Der 32-Jährige arbeitet als freiberuflicher Texter und ist als aktiver Rennfahrer und Fahrercoach tätig. Er hat ein abgeschlossenes Bachelorstudium der Fahrzeugtechnik, was bei der täglichen Arbeit hilfreich ist.

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