Glatte Straßen, schlechte Sicht und falsches Verhalten: Das Autofahren im Winter birgt einige Gefahren. Kein Wunder, dass es häufig zu Unfällen kommt, von denen sich viele jedoch vermeiden lassen. Damit du auch bei Schnee und Eis sicher unterwegs bist, haben wir die wichtigsten Tipps für das Autofahren im Winter zusammengefasst.

Von der Bekleidung bis zur Sitzposition

Der erste Schritt zur gesteigerten Sicherheit im Winter beginnt schon vor dem Losfahren. Zunächst musst du alle Scheiben von Schnee und Eis befreien. Das trägt nicht nur zur freien Sicht bei, sondern schützt auch andere Verkehrsteilnehmer. Herabfallender Schnee oder gar Eisbrocken können bei hohen Geschwindigkeiten zum tödlichen Geschoss werden. Es ist nicht ausreichend, ein „kleines Guckloch“ zu schaffen. Dadurch lässt sich der Verkehr nicht ausreichend beobachten, sodass die Unfallgefahr stark ansteigt.

Vor dem Einsteigen ist der Schnee von Bekleidung und Schuhen abzuklopfen. Nicht nur, dass die Haftung auf den Pedalen abnimmt, auch die Scheiben können wegen der Feuchtigkeit von innen beschlagen. Das schränkt die Sicht ein und kann daher gefährlich werden. Im Idealfall ziehst du deine Jacke sogar aus und legst sie in den Kofferraum. Dicke Winterjacken mindern die Bewegungsfreiheit und können im Falle eines Unfalls die Wirkung des Sicherheitsgurtes beeinträchtigen. Gleiches gilt für Mützen und Handschuhe.

Die richtige Sitzposition ist das ganze Jahr über sehr wichtig. Beim Durchtreten der Bremse muss das Bein fast gestreckt sein, während die Oberschenkel möglichst glatt auf dem Sitz liegen. Das Lenkrad sollte in der „Viertel-vor-drei-Stellung“ gehalten werden, wobei die Ellenbogen etwa im 90-Grad-Winkel geknickt sind. Der obere Punkt des Lenkrads sollte gut erreichbar sein, ohne dass sich der Rücken von der Lehne entfernen muss. Die Kopfstütze ist nicht zu vergessen: Der obere Rand schließt mit dem Scheitel ab, um Kopf und Nacken im Falle eines Unfalls bestmöglich zu stützen.

Ganzjahres- oder Winterreifen aufziehen

Der nächste Schritt betrifft die Reifen. Autofahrer sollten schon Ende Oktober damit beginnen, das eigene Fahrzeug für den Winter vorzubereiten. Neben dem Einfüllen von Frostschutzmittel sind auch die Winterreifen aufzuziehen. Dabei gilt, dass ein Reifenalter von sieben Jahren nicht überschritten und eine Profiltiefe von vier Millimetern nicht unterschritten werden sollte. Andernfalls ist die Funktion der Winterreifen beeinträchtigt. Immer häufiger werden auch Ganzjahresreifen genutzt. Sie bieten bei winterlichen Bedingungen eine gute Haftung, allerdings sind die Winterreifen auf Schnee und Eis im Vorteil.

Geschwindigkeit anpassen, bremsbereit sein

Jedem Autofahrer sollte klar sein, dass die Bodenhaftung auf glatten Straßen trotz der Winterreifen deutlich eingeschränkt ist. Das führt zu verlängerten Bremswegen und reduziert die möglichen Geschwindigkeiten bei Kurvenfahrt. Daher ist das Tempo den winterlichen Bedingungen anzupassen. Eine Reduzierung um 50 bis 70 Prozent wird empfohlen. Verlasse dich nicht auf die zulässigen Höchstgeschwindigkeiten auf den Verkehrsschildern. Sie gelten für die Fahrt bei trockenen Verhältnissen. Ein ausreichender Abstand zum Vordermann und die ständige Bremsbereitschaft sind zwingend notwendig.

Teste das Limit

Wenn sich die Möglichkeit auf freier Strecke ergibt, solltest du einen kleinen Bremstest durchführen. Du wirst merken, dass die Bremskraft sehr schwach ist. Dieses Gefühl vermittelt einen guten Eindruck davon, was im Falle einer notwendigen Vollbremsung passieren kann. Auch ein Fahrsicherheitstraining, bei dem du auf abgesperrter Fläche die Grenzen der Fahrphysik erlebst, ist hilfreich.

Das richtige Verhalten bei Glätte

Bei einem Sicherheitstraining lernst du das richtige Verhalten auf glatten Straßen. Wenn du möglichst niedertourig, also in hohen Gängen fährst, kommst du besser voran. Auch beim Anfahren kann es nützlich sein, wenn du den zweiten Gang nutzt und somit verhinderst, dass die Räder durchdrehen. Sofern du ein Fahrzeug mit Automatikgetriebe fährst, wird diese Aufgabe von der modernen Technik übernommen. Dennoch solltest du auf glatter Straße immer vorsichtig sein und nur behutsam Gas geben.

Auch hektische, spontane Lenkbewegungen sind unbedingt zu vermeiden. Selbst auf gerader Strecke kann das Auto schnell ins Schleudern geraten. Dann solltest du nicht unüberlegt oder panisch handeln. Nutze die Bremse, versuche gegenzulenken und tritt die Kupplung, um den Vortrieb zu unterbrechen. Schlimmer wird es, wenn das Fahrzeug in der Kurve zu rutschen beginnt. In diesem Fall solltest du kräftig auf das Bremspedal treten, um die Kontrolle über das Auto wiederzuerlangen.

Im Extremfall: Schneeketten verwenden!

Im schlimmsten Fall oder bei vorgeschriebener Kettenpflicht ist die Verwendung von Schneeketten unumgänglich. Informiere dich schon vorher, wie die Ketten (auf der Antriebsachse!) zu montieren sind. Das spart Zeit und Stress. Wichtig: Die Höchstgeschwindigkeit mit Schneeketten beträgt 50 km/h. Zudem ist eine Verwendung nur möglich, wenn die Straße vollständig mit Schnee bedeckt ist. Andernfalls drohen Schäden an den Ketten, dem Asphalt oder sogar am Auto.

Sönke Brederlow ist Rennfahrer, Journalist und Fahrzeugingenieur. Der 33-Jährige arbeitet als freiberuflicher Texter und ist als aktiver Rennfahrer und Fahrercoach tätig. Er hat ein abgeschlossenes Bachelorstudium der Fahrzeugtechnik, was bei der täglichen Arbeit hilfreich ist.

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