Der Gebrauchtwagenkauf gehört nicht unbedingt zum Alltag, denn der durchschnittliche Autofahrer fährt sein Fahrzeug mindestens sechs Jahre lang. Kein Wunder, dass viele Stolperfallen lauern. Damit der Autokauf nicht zum Reinfall wird, haben wir die wichtigsten Punkte in einer Gebrauchtwagen Checkliste zusammengefasst. Damit fällt es auch unerfahrenen Autokäufern nicht schwer, den größten Fehlern aus dem Wege zu gehen.

Beim Autokauf gibt es viele Dinge zu berücksichtigen und es lauern zahlreiche Fehlerquellen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass einige Autokäufer nach dem Vertragsabschluss eine böse Überraschung erleben. Ob versteckte Mängel, manipulierte Tachos oder fehlende Dokumente: Die Stolperfallen beim Gebrauchtwagenkauf sind vielseitig. Allerdings gibt es wichtige Tipps und eine praktische Gebrauchtwagen Checkliste. Damit lassen sich die Schwierigkeiten schon im Vorfeld umgehen.

Gebrauchtwagenkauf: Händler oder Privatverkauf?

Schon vor dem Autokauf steht die Frage im Raum, ob der Weg lieber zum Händler führen sollte oder ob Autofahrer im Internet auch nach privaten Inseraten schauen können. Der Gebrauchtwagenkauf beim Händler ist meist sicherer, aber auch teurer. Dafür gibt es eine frische Hauptuntersuchung und die notwendigen Inspektionen und Wartungen in vielen Fällen dazu, sodass die ersten Monate nach dem Autokauf stressfrei sind.

Der Privatverkauf stellt ein höheres Risiko dar, was jedoch kein grundsätzliches Ausschlusskriterium ist. Autokäufer sollten sich die interessanten Angebote zumindest anschauen, den Verkäufer kennenlernen und kritische Fragen stellen. Dabei lässt sich schon erkennen, ob die Antworten plausibel sind. Ein ehrlicher Autoverkäufer kann viele Informationen zum Fahrzeug liefern, auch über Vorschäden, Probleme oder bisherige Erlebnisse.

Gebrauchtwagenkauf beim HändlerGebrauchtwagenkauf von privat
gesetzliche Gewährleistung günstigere Preise
Rücktritt vom Kaufvertrag möglich mehr Informationen zum Fahrzeug
meist frische Hauptuntersuchung höheres Risiko
große Auswahl an Fahrzeugen Sachmängelhaftung ausschließbar
zuverlässige Beratung keine Garantie
Autokauf in der Regel teurer Manipulationen & Betrug möglich

Gebrauchtwagen Checkliste: Darauf ist zu achten

Wer sich für einen Gebrauchtwagen entschieden hat, sollte auf die persönliche Begutachtung und eine anschließende Probefahrt niemals verzichten! Denn nur so lassen sich die versteckten Mängel und Schwachstellen ausfindig machen. Dabei sollten sich Autokäufer nicht vom ersten Eindruck täuschen lassen. Natürlich sind die Gebrauchtwagen perfekt aufbereitet, in vielen Fällen poliert und mit speziellen Pflegemitteln behandelt. Das täuscht über mögliche Probleme hinweg.

Frischer Unterbodenschutz ist ein Zeichen dafür, dass es möglicherweise Roststellen gibt, die einfach abgedeckt wurden. Gleichzeitig kann ein schmutziges Auto darauf hindeuten, dass sich der Lack nicht mehr im besten Zustand befindet, was durch die Verschmutzungen kaschiert wird. Fahrzeuge, bei denen bald die Hauptuntersuchung ansteht, sind mit Skepsis zu begutachten. Besteht möglicherweise die Gefahr, dass der TÜV-Termin zur unüberwindbaren Hürde wird?

Wer keinerlei Erfahrung mit Gebrauchtwagen hat, der sollte einen Fachmann zurate ziehen oder zumindest eine zweite Person zur Besichtigung mitnehmen, denn auch hier gilt: Vier Augen sehen mehr als zwei! Es ist empfehlenswert, auf das Verhalten des Verkäufers zu achten. Wirkt er seriös? Hat er etwas zu verbergen? Kann er alle Fragen ehrlich beantworten? Oder redet er um den „heißen Brei“ herum? Weiterhin sind folgende Punkte der Gebrauchtwagen Checkliste zu prüfen:

Fahrzeugpapiere

Stimmt die Fahrgestellnummer auf Fahrzeugschein und Fahrzeugbrief überein?
Ist der Verkäufer auch wirklich der eingetragene Fahrzeughalter?
Sind die Prüfnachweise von HU & AU vorhanden?
Ist das Fahrzeug nachweislich scheckheftgepflegt?
Sind Handbuch & Co. noch vorhanden?
Kann der Verkäufer Rechnungen oder Wartungsnachweise mitgeben?

Karosserie & Co.

Sind Schäden am Lack (Kratzer, Wellen, Beulen, Dellen, Farbunterschiede) erkennbar?
Sind Rostschäden (Türkanten, Schweller, Heckklappe, Dachkante, etc.) zu finden?
Schließen die Türen ordentlich? Sind Schäden an den Schlössern & Dichtungen erkennbar?
Stimmen die Spaltmaße überein?
Haben die Scheiben (auch Seiten & Heck) möglicherweise Steinschläge, Kratzer, etc?
Funktioniert die gesamte Beleuchtung, einschließlich Blinker & Nebelschlussleuchte?
bei Cabrio: Funktioniert das Verdeckt? Gibt es Schäden? Sind Undichtigkeiten feststellbar?

Innenraum

Sind alle Sitze in Ordnung? Schonbezüge können Schäden verdecken!
Gibt es Undichtigkeiten? Sind Fußmatten, Dachhimmel & Sitzpolster alle trocken?
Funktionieren die Klimaanlage, Multimediasystem, Sitzheizung, Hupe, Scheibenwischer & Co.?
Weisen die Sicherheitsgurte Beschädigungen auf? Funktionieren Gurtstraffer, Verschluss & Co.?
Zustand von Lenkrad & Pedalen: Passen die Abnutzungen mit dem Tachostand überein?

Motorraum

Ist ein Ölverlust an Motor und Getriebe vorhanden?
Glänzt der Motorraum? Die Motorwäsche wird durchgeführt, um Undichtigkeiten zu verdecken!
Sind alle Flüssigkeiten (Ölstand, Kühlflüssigkeit, Bremsflüssigkeit, etc.) ausreichend?
Öldeckel abdrehen: Sind auf der Innenseite Ablagerungen oder weißer Schaum zu finden?
Sind alle Leitungen und Kabel intakt?
Sind die Batteriepole im sauberen Zustand, ohne Oxidationen?
In welchem Zustand befindet sich der Zahnriemen? Wann ist der Wechsel laut Intervall notwendig?

Fahrwerk

Stimmen die Reifengrößen mit den Daten im Fahrzeugschein überein?
Sind alle Reifen aus dem gleichen Produktionsjahr, erkennbar an der DOT-Nummer?
Sind die Reifen gleichmäßig abgefahren? Gibt es Beschädigungen?
Ist die gesetzliche Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern vorhanden?
Besitzt das Fahrzeug ein Reserverad, das im guten Zustand ist?
In welchem Zustand befinden sich die Bremsscheiben und -beläge?
Sind Undichtigkeiten, beispielsweise an Bremsleitungen, zu erkennen?
Ist die Abgasanlage durchgerostet?

Probefahrt

Funktioniert das Lenkradschloss?
Startet der Motor direkt oder braucht er längere Zeit?
Sind ungewöhnliche Geräusche, wie Klappern, Zischen, oder ähnliches, zu hören?
Sind alle notwendigen Anzeigen im Kombiinstrument in Ordnung?
Haben die Bremsen eine gute Wirkung? Handbremse nicht vergessen!
Ist die Lenkung funktionsfähig? Knackt es beim Lenken?
Assistenzsysteme: Funktionieren Tempomat, Spurhalteassistent & Co.?
Nach der Probefahrt: Fahrzeug auf Undichtigkeiten prüfen!

Diese Fehlerquellen lauern beim Gebrauchtwagenkauf

Schlechte Vorbereitung: Die schlechte Vorbereitung gehört zu den größten Fehlern, die Interessenten beim Gebrauchtwagenkauf machen. Es ist empfehlenswert, sich vorab über die Schwachstellen und Krankheiten des jeweiligen Fahrzeugmodells zu informieren, um mögliche Probleme direkt am Fahrzeug überprüfen zu können. An welchen Stellen ist Rost zu finden? Welche Mängel treten bei der Hauptuntersuchung auf? Und was berichten langjährige Autobesitzer? Diese Informationen sind wichtig und hilfreich.

Die falsche Tageszeit: Der Autokauf sollte immer bei Tageslicht stattfinden, um Schäden am Auto entdecken zu können. Auch Regenwetter ist ein Ausschlusskriterium, denn so lassen sich vor allem Kratzer und Dellen auf dem Lack nicht erkennen. Eine Ausnahme ist der Kauf eines Cabrios. Hier kann der Regen nützlich sein, um Undichtigkeiten am Verdeck festzustellen. Alternativ sollten Autokäufer während der Probefahrt eine Waschbox in der Nähe ansteuern.

Keine Probefahrt: Die Probefahrt gehört zum Pflichtprogramm beim Fahrzeugkauf, egal ob Neuwagen oder Gebrauchtfahrzeug. Einige Probleme und Defekte lassen sich nur auf diese Weise ausfindig machen. Wenn der Verkäufer die Probefahrt verweigert, sollten Interessenten grundsätzlich misstrauisch werden. Allerdings besteht vor allem beim privaten Kauf häufiger das Problem, dass die Probefahrt nicht möglich ist, weil das Auto nicht mehr angemeldet ist oder der Käufer aus Versicherungsgründen nicht hinter das Steuer darf. Dann sollten Interessenten zumindest auf dem Beifahrersitz mitfahren.

Tipps für den Gebrauchtwagenkauf
Aufgepasst: Der klassische Handschlag ist beim Gebrauchtwagenkauf nichts wert

Gebrauchtwagen Checkliste: Betrug als große Gefahr

Kein Kaufvertrag: Mündliche Absprachen und der klassische Handschlag sind im Streitfall nicht viel wert. Bei jedem Autokauf, egal ob privat oder beim Händler, ist ein Kaufvertrag abzuschließen. Darin sollten auch relevante Informationen, wie Vorbesitzer, Kilometerstand, Unfallschäden, etc. vermerkt werden. Geeignete Vordrucke lassen sich im Internet finden.

Händlerverkauf im Auftrag: Der Kauf beim Händler ist meist sicherer, da eine gesetzliche Gewährleistung zu geben ist. Einige Autoverkäufer versuchen sich dieser Pflicht zu entziehen, indem sie das Fahrzeug im Kundenauftrag verkaufen wollen. Hier ist Vorsicht geboten. Interessenten sollten unbedingt den Kontakt zum Vorbesitzer aufnehmen, ob er das Fahrzeug tatsächlich verkaufen möchte. Mindestens sollte der Händler jedoch eine Vollmacht vorweisen können.

Keine Sicherheit: Der Autokauf mit Bargeld ist immer mit Vorsicht zu genießen. Das gilt insbesondere bei privaten Verkäufern, die eine Fahrzeugübergabe an einem abgelegenen Ort durchführen möchten. Wenn möglich, ist das neue Auto per Überweisung zu bezahlen. Andernfalls sollten Autokäufer einen sicheren Ort für die Übergabe wählen, im Idealfall direkt vor der Bank, wo das Geld zuvor abgehoben wird. Nur dann steht dem sicheren Gebrauchtwagenkauf nichts mehr im Wege!

Sönke Brederlow ist Rennfahrer, Journalist und Fahrzeugingenieur. Der 33-Jährige arbeitet als freiberuflicher Texter und ist als aktiver Rennfahrer und Fahrercoach tätig. Er hat ein abgeschlossenes Bachelorstudium der Fahrzeugtechnik, was bei der täglichen Arbeit hilfreich ist.

Kommentar schreiben