Jeder Autofahrer weiß, dass auf der Reifenflanke, also der Seitenwand des Autoreifens, verschiedene Beschriftungen und Informationen stehen. Doch was bedeuten die unterschiedlichen Symbole, Zahlen und Buchstaben? Worauf sollten Autofahrer bei der Kennzeichnung achten? Und was gibt es über die Reifenbeschriftung zu wissen? Die Antworten im Überblick.

Wie sieht eine typische Reifenbeschriftung aus?

Eine klassische Reifenbeschriftung, die häufig auf der Flanke zu finden ist, sieht so aus: 205/40 R17. Was nach einem Durcheinander aus Zahlen aussieht, ist einfach zu erklären. Die erste Zahl gibt die Reifenbreite in Millimetern an. In diesem Fall handelt es sich also um einen Reifen, der 205 Millimeter breit ist. Klassische Autoreifen weisen Breiten zwischen 125 und 335 Millimetern auf, wobei die unterschiedlichen Reifenbreiten in Schritten von 10 Millimetern steigen.

Die zweite Kennzahl gibt das Verhältnis von Reifenhöhe zu Reifenbreite in Prozent an. Das klingt kompliziert, ist aber eigentlich ganz einfach: Bei diesem Autoreifen hat der Querschnitt eine Höhe von 40 Prozent der Reifenbreite, also 82 Millimeter. Liegt die Querschnittshöhe unter 50 Prozent, dann handelt es sich um einen Niederquerschnittsreifen. Die Reifen sind vor allem bei sportlichen Fahrzeugen beliebt, da eine größere Felge genutzt werden kann.

Nun folgt der erste Buchstabe, bei den meisten Reifen steht hier ein ‚R‘. Oft wird behauptet, es handelt sich um die Abkürzung für Radius, was jedoch nicht der Wahrheit entspricht. Der Buchstabe steht für die Reifenbauart. Es handelt sich um Radialreifen, bei denen die Fäden der Karkasse, also der Unterkonstruktion des Reifens, radial angeordnet sind. Diagonalreifen, die mit einem ‚D‘ gekennzeichnet sind, kommen heutzutage nur noch bei Oldtimern zum Einsatz.

Die letzte Zahl steht für den Felgendurchmesser in Zoll. Ein Zoll entspricht 2,54 Zentimetern, sodass dieser Reifen einen Durchmesser von etwa 43 Zentimetern aufweist. Eine Umrechnung ist jedoch unüblich, denn der Felgendurchmesser wird gemeinhin in Zoll angegeben. Je nach Fahrzeug schwanken die typischen Durchmesser zwischen 10 und 25 Zoll.

Reifenbeschriftung: Welche Bedeutung hat die DOT Nummer?

Wer sich den Autoreifen genauer ansieht, der entdeckt bei der Reifenbeschriftung die sogenannte DOT-Nummer, eine zwölfstellige Beschriftung, die von den Buchstaben „DOT“ angeführt wird. Hieraus lässt sich eine wichtige Information ablesen, nämlich das Alter der Reifen. Dafür sind die letzten vier Ziffern entscheidend, die meist mit einem Oval umrundet sind.

Die ersten beiden Zahlen geben die Produktionswoche an, die letzten zwei Ziffern stehen für das Herstellungsjahr. Die Angabe ‚1421‘ steht also dafür, dass der Autoreifen in der 14. Kalenderwoche des Jahres 2021 gefertigt wurde.

Warum ist das Reifenalter wichtig?

Das Gummi der Reifen verliert im Laufe der Jahre an Qualität. Die Weichmacher verflüchtigen sich, sodass der Reifen hart und brüchig wird. Ein älterer Reifen bietet nicht mehr so viel Haftung wie ein neues Modell. Daher sollten Pneus, die älter als sieben Jahre sind, nicht mehr genutzt werden. Hier lohnt sich die Investition in neue Reifen.

Was ist der sogenannte Tragfähigkeitsindex?

Jeder Autoreifen weist einen bestimmten Tragfähigkeitsindex auf, auch Lastindex bzw. Loadindex genannt. Dieser Wert gibt die Belastbarkeit des Reifens bei einem Luftdruck von 2,5 bar an. Der Tragfähigkeitsindex wird über eine Kennziffer angegeben, die in einheitlichen Tabellen abzulesen ist. Der Lastindex 90 sagt beispielsweise aus, dass der Reifen mit 600 Kilogramm belastbar ist.

Für spezielle Anforderungen, zum Beispiel bei den Reifen für Kleintransporter, Geländewagen oder schwere Elektroautos, gibt es möglicherweise Zusatzangaben. Die Hinweise „Reinforced“, „Extra Load“ oder „XL“ geben an, dass es sich um Reifen handelt, die besonders stabil aufgebaut sind und daher eine höhere Belastbarkeit aufweisen. Allerdings müssen diese Reifen meist mit einem höheren Luftdruck versehen werden, um die maximale Tragfähigkeit zu erreichen.

Haben Autoreifen eine maximale Höchstgeschwindigkeit?

Es ist tatsächlich so, dass ein Autoreifen nicht für alle Geschwindigkeiten geeignet ist. Der Geschwindigkeitsindex, kurz GSY, gibt die maximal zulässige Höchstgeschwindigkeit des jeweiligen Reifens an. Diese Angabe, auch als Speed-Index bezeichnet, erfolgt durch einen Kennbuchstaben, der in einer speziellen Tabelle festgelegt ist. Der Buchstabe ‚U‘ sagt beispielsweise aus, dass der Autoreifen für zulässige Höchstgeschwindigkeiten bis zu 200 km/h geeignet ist.

Aufgepasst: Der Geschwindigkeitsindex kann Auswirkungen auf den Tragfähigkeitsindex haben. Bei Autoreifen, die für Höchstgeschwindigkeiten von mehr als 210 km/h zugelassen sind, sinkt die maximale Belastbarkeit mit steigender Geschwindigkeit. Diese prozentualen Veränderungen sind ebenfalls in einer Tabelle verankert. Im Zweifel hilft es, einen erfahrenen Reifenexperten zu fragen.

Geschwindigkeitsindexmaximale Geschwindigkeit
Qbis zu 160 km/h
Rbis zu 170 km/h
Sbis zu 180 km/h
Tbis zu 190 km/h
Hbis zu 210 km/h
Vbis zu 240 km/h
Wbis zu 270 km/h
Ybis zu 300 km/h
ZRüber 240 km/h

Wie lassen sich Winterreifen erkennen?

Es gibt derzeit noch zwei Merkmale, woran sich Winterreifen erkennen lassen. Ältere Reifen sind mit der M+S-Kennzeichnung (für Matsch und Schnee) versehen. Diese Reifen dürfen noch bis zum 30. September 2024 genutzt werden. Anschließend ist bei winterlichen Bedingungen nur noch die Nutzung der aktuellen Reifen zugelassen, die seit dem 1. Januar 2018 mit dem Alpine-Symbol gekennzeichnet sind.

Dabei handelt es sich um ein dreizackiges Berg-Piktogramm mit Schneeflocke, das deutlich auf der Seitenflanke zu erkennen ist. Auch Ganzjahresreifen müssen diese Symbole in der Reifenbeschriftung aufweisen, damit die Nutzung im Winter erlaubt ist.

Haben die Autoreifen eine feste Laufrichtung?

Die meisten Autoreifen weisen keine feste Laufrichtung auf. Es ist allerdings nicht ausgeschlossen, dass einige Modelle eine vorgegebene Drehrichtung haben. In diesem Fall sind auf der Reifenflanke noch Hinweise, wie „Rotation“ oder „Direction“, angegeben. Ein Pfeil gibt die Laufrichtung an, die Autobesitzer beim Reifenwechsel beachten sollten. Es ist möglich, diese Reifen zwischen Vorder- und Hinterachse zu tauschen, nicht jedoch zwischen der linken und rechten Seite.

Auch ist es nicht ausgeschlossen, dass die Autoreifen auf der Seitenwand über den Hinweis „Outside“ oder „Außenseite“ verfügen. Diese Angaben sind zu beachten, wenn die Reifen auf der Felge montiert werden, denn das Profil ist bei diesen Reifen asymmetrisch gestaltet. Das bringt Vorteile in Hinblick auf das Abrollgeräusch, die Ableitung von Wasser und die Stabilität bei Kurvenfahrt.

Sönke Brederlow ist Rennfahrer, Journalist und Fahrzeugingenieur. Der 32-Jährige arbeitet als freiberuflicher Texter und ist als aktiver Rennfahrer und Fahrercoach tätig. Er hat ein abgeschlossenes Bachelorstudium der Fahrzeugtechnik, was bei der täglichen Arbeit hilfreich ist.

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