Wusstest du, dass das Alter deiner Reifen für die Sicherheit entscheidend ist? Selbst optisch einwandfreie Reifen verlieren mit der Zeit an Elastizität, werden spröde und haften schlechter auf der Straße. Das kann den Bremsweg verlängern und die Fahrsicherheit beeinträchtigen. Doch wann ist ein Reifen zu alt? Gibt es gesetzliche Vorgaben? Und wie lässt sich das Reifenalter bestimmen? Wir liefern die Antworten.

Wann sind Reifen altersbedingt zu wechseln?

Ein maximales Reifenalter gibt es in Deutschland grundsätzlich nicht. Experten empfehlen allerdings, die Autoreifen spätestens nach sechs bis zehn Jahren zu ersetzen – selbst wenn das Profil noch tief genug ist. Das Gummi der Reifen wird mit der Zeit spröde, verliert an Elastizität und damit an Haftung.

Besonders gefährlich ist das bei Nässe, weil sich der Bremsweg erheblich verlängern kann. Die allgemeine Empfehlung lautet daher, Sommerreifen nach spätestens acht und Winterreifen nach sechs Jahren zu erneuern. Die Reifen für den Winter altern schneller, weil ihre weichere Gummimischung für niedrige Temperaturen optimiert ist.

Im Alter kann der Autoreifen auch porös werden
Das Reifenalter ist entscheidend, weil das Gummi oft spröde und rissig wird

Bei längeren Standzeiten ist besondere Vorsicht geboten. Wenig gefahrene Reifen sehen oft noch gut aus, können aber durch UV-Strahlung, Temperaturschwankungen und Feuchtigkeit an Materialqualität verlieren. Risse, poröse Stellen oder eine sichtbare Verhärtung des Gummis sind deutliche Warnsignale. Spätestens dann sollte über einen Reifenwechsel nachgedacht werden.

Ist das Reifenalter gesetzlich vorgeschrieben?

In Deutschland gibt es keine gesetzliche Altersgrenze für Autoreifen. Theoretisch dürftest du also mit Reifen fahren, die 15 oder sogar 20 Jahre alt sind, solange die gesetzlich vorgeschriebene Mindestprofiltiefe eingehalten wird. Das ist allerdings nicht empfehlenswert.

Reifenalter beim TÜV: Ärger bei der Hauptuntersuchung?

Weil das Reifenalter gesetzlich nicht vorgeschrieben ist, gelten alte Reifen bei der Hauptuntersuchung grundsätzlich nicht als Mangel. Es ist aber möglich, dass der Reifen aufgrund seines Alters bereits spröde geworden ist und deshalb sichtbare Risse aufweist. In diesem Fall kann die Erteilung der TÜV-Plakette verweigert werden, weil die Schäden am Reifen ein erheblicher Mangel sind.

Wo steht das Reifenalter?

Das Reifenalter ist nicht irgendwo im Fahrzeugschein vermerkt, sondern direkt auf der Reifenflanke. Dort findest du die sogenannte DOT-Nummer. Diese besteht aus mehreren Zahlen und Buchstaben, wobei die letzten vier Ziffern das Herstellungsdatum des Reifens angeben.

Beispiel: Trägt dr Reifen (wie im obigen Artikelbild) die DOT-Nummer „4419“, so wurde er in der 44. Kalenderwoche des Jahres 2019 hergestellt. Ältere Reifen haben möglicherweise nur eine dreistellige DOT-Nummer – sie stammen aus den 1990er Jahren und sollten auf keinen Fall mehr gefahren werden.

Schon gewusst? DOT steht für „Department of Transportation“, also das Verkehrsministerium der Vereinigten Staaten von Amerika, welches die einheitliche Kennzeichnung in den 1970er Jahren eingeführt hat.

Winterreifen im Sommer© Alina Spree
Autoreifen sind nicht für die Ewigkeit gemacht – nach zehn Jahren sollten sie gewechselt werden

So geht’s: Das Alter von Autoreifen bestimmen

  1. Schaue auf die Reifenflanke und suche nach der DOT-Nummer.
  2. Die letzten vier Ziffern geben das Herstellungsdatum an (WWJJ: Woche, Jahr).
  3. Liegt das Produktionsdatum mehr als sechs bis zehn Jahre zurück, solltest du über einen Austausch nachdenken.
  4. Prüfe zusätzlich den Zustand des Gummis: Risse, Verhärtungen oder poröse Stellen sind ein Zeichen für Alterung.

Unser Experten-Tipp: Wer sich nicht sicher ist, kann seine Reifen auch in einer Werkstatt überprüfen lassen. Viele Reifenhändler bieten dafür kostenlose Checks an.

Wo kann man alte Reifen entsorgen?

Alte Reifen gehören nicht in den Hausmüll oder an den Straßenrand. Die sogenannten „Altreifen“ und müssen fachgerecht entsorgt werden. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Reifenhändler und Werkstätten nehmen alte Reifen oft zurück, wenn dort neue gekauft werden. Manche verlangen eine kleine Gebühr, andere bieten den Service kostenlos an.
  • Recyclinghöfe vieler Städte und Gemeinden nehmen Altreifen gegen eine geringe Gebühr oder sogar kostenlos entgegen.
  • Private Weitergabe: Wenn deine Reifen noch fahrtüchtig sind, kannst du sie verschenken oder verkaufen – zum Beispiel an Bastler, für landwirtschaftliche Zwecke oder als Baumaterial für Hindernisparcours oder Spielplätze.

Was passiert mit alten Reifen?

Altreifen werden heute nicht nur entsorgt, sondern auch sinnvoll wiederverwendet. Ein gängiges Verfahren ist die Runderneuerung von Reifen, bei der die Lauffläche bei noch gutem Unterbau erneuert wird. Dieses Verfahren spart Rohstoffe und wird vor allem bei Lkw-Reifen angewendet.

Beim Materialrecycling werden Altreifen zerkleinert und als Gummigranulat in Sportplätzen, auf Kindergärten oder im Straßenbau verwendet. In Zementwerken oder Kraftwerken dienen sie zudem als Ersatzbrennstoff, weil sie einen hohen Energiegehalt haben. Mitunter finden alte Reifen auch kreative Verwendung, etwa als Möbel, für Spielgeräte oder Kunstwerke.

Fazit: Reifenalter als wichtiger Sicherheitsfaktor

Auch wenn Autoreifen eine lange Lebensdauer haben, darf man ihr Alter nicht außer Acht lassen. Spätestens nach zehn Jahren ist Schluss, oft schon früher. Ein regelmäßiger Blick auf die DOT-Nummer und den Zustand der Reifen hilft, Unfälle zu vermeiden und die Fahrsicherheit zu gewährleisten. Denn an den Reifen sollte nicht gespart werden.

Sönke Brederlow ist Rennfahrer, Journalist und Fahrzeugingenieur. Der 33-Jährige arbeitet als freiberuflicher Texter und ist als aktiver Rennfahrer und Fahrercoach tätig. Er hat ein abgeschlossenes Bachelorstudium der Fahrzeugtechnik, was bei der täglichen Arbeit hilfreich ist.

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