Erst Halbleiter, jetzt Kabelbäume: Die Automobilindustrie schafft es nicht, die alten Produktionszahlen zu erreichen. Im Gegenteil. Der Krieg in der Ukraine hat weitreichende Folgen und zwingt viele Autobauer zur Zwangspause. Die Folgen sind dramatisch und übertreffen den Negativrekord aus der Corona-Pandemie. Doch ein Ende ist nicht in Sicht...
Russlands Angriffskrieg hinterlässt seine Spuren in der Automobilindustrie. Weil viele Zulieferer von Kabelbäumen in der Ukraine produzieren, kommt es aktuell zum Lieferstopp. Die Fließbänder stehen in vielen Werken still, oftmals sind die Produktionen deutlich eingeschränkt. Das führt dazu, dass zahlreiche Autobauer ebenfalls die Reißleine ziehen müssen.
Die Marken aus dem Volkswagen-Konzern sowie BMW und Mercedes haben bereits die Produktionen gedrosselt. In einigen Werken muss die Arbeit sogar ruhen. Renault nimmt ab dem 25. März keine Bestellungen für Elektroautos und Plug-in-Hybride an. Wann der Verkauf weitergeht, ist derzeit offen.
Nur der Stellantis-Konzern (Peugeot, Fiat, etc.) bleibt entspannt. Laut eigener Aussage werden die Kabelbäume schon seit längerer Zeit nicht mehr in der Ukraine produziert. Allerdings bleibt unklar, woher die wichtigen Zubehörteile nun stammen. Möglicherweise möchte Stellantis nicht, dass die Konkurrenz nachzieht.
Nur wenige Alternativen in Sicht
Denn natürlich schauen sich alle Autohersteller nach Alternativen um. Doch die sind knapp. In Rumänien, Serbien oder Tunesien werden zwar ebenfalls Kabelbäume produziert, allerdings nicht in entsprechender Stückzahl. Die Aufstockung erfordert den Ausbau der Fabriken, was innerhalb weniger Tage oder Wochen nicht umsetzbar ist.
Daher geht die Produktion in der Ukraine größtenteils weiter, allerdings nur langsam und nicht zuverlässig. Während tagsüber gearbeitet wird, müssen die Fließbänder in der Nacht wegen einer Ausgangssperre stehenbleiben. Allein das sorgt für eine Knappheit der Kabelbäume. Dazu kommt die erschwerte Ausfuhr, die derzeit nur über Rumänien möglich ist.
All das macht die Kabelbäume nicht nur selten, sondern auch teuer. Selbst, wenn sich die Produktion erholt, bekommen deutsche Kunden die Krise zu spüren. Und zwar auf dem Konto.