Ein gebrauchtes Auto kauft man nicht alle Tage, daher fehlt es oftmals an Erfahrung und dem notwendigen Fingerspitzengefühl. Auf dem privaten Gebrauchtwagenmarkt wird getrickst und betrogen, sodass böse Überraschungen keine Seltenheit sind. Dennoch sollten interessierte Autokäufer keine Scheu zeigen. Wir verraten zehn Tipps für den Gebrauchtwagenkauf.

Tipp 1: Inserate vorab gründlich prüfen

Die meisten Gebrauchtwagen werden heutzutage über das Internet gekauft. Auf den hiesigen Verkaufsplattformen stehen zahlreiche Fahrzeuge in allen Zuständen zur Verfügung, sodass jeder Interessent ein passendes Modell findet. Allerdings ist es ratsam, sich von verlockenden Angeboten und günstigen Preisen nicht blenden zu lassen.

Wenn es Unstimmigkeiten gibt, dann ist Vorsicht geboten. Fehlende Bilder oder dürftige Angaben über den Zustand des Autos sind nicht vertrauenerweckend. Auch klassische Floskeln, wie „im neuwertigen Zustand“ oder „beste Pflege“, haben meist keine Aussagekraft.

Tipp 2: Eine gute Vorbereitung ist wichtig

Wer sich für ein Fahrzeug entschieden und einen Besichtigungstermin vereinbart hat, der sollte sich schon vorab darauf vorbereiten. Welche Mängel sind bei diesem Modell bekannt und worauf ist besonders zu achten? Im Internet lassen sich zahlreiche Informationen über die Autos aller Hersteller finden. Der TÜV bringt jährlich einen Report in den Zeitschriftenhandel, wo die häufigsten Schwachstellen der bekannten Automodelle beschrieben sind.

Zudem sollten Autokäufer die vorgeschriebenen Wartungsintervalle der Hersteller heraussuchen, um den Wartungszustand des Gebrauchtwagens prüfen zu können. Das gilt vor allem für den Zahnriemen, die Zündkerzen sowie diverse Flüssigkeiten und Schmiermittel. Mit diesen Tipps für den Gebrauchtwagenkauf lassen sich böse Überraschungen vermeiden.


Tipp 3: Besichtigungstermin nicht allein wahrnehmen

Wenn der Besichtigungstermin bevorsteht, dann sollten Autokäufer nicht allein losgehen. Es ist empfehlenswert, eine zweite Person mitzunehmen, die sich im Idealfall sogar als Experte bewährt. Sollte kein Fachmann parat stehen, dann kann auch ein Freund oder Familienmitglied mitkommen. Es geht vor allem darum, auf Schwächen oder ungewöhnliche Zustände zu achten, denn vier Augen sehen bekanntlich mehr als zwei. Wichtig: Der Besichtigungstermin sollte bei Tageslicht stattfinden, um selbst kleinere Schwachstellen und Beschädigungen zu erkennen.

Tipp 4: Papiere kontrollieren, Unstimmigkeiten erkennen

Beim Besichtigungstermin sollten sich Interessenten alle Unterlagen, darunter auch alte Werkstattrechnungen, und das Scheckheft zeigen lassen. Fehlende Papiere sind ein schlechtes Zeichen. Im schlimmsten Fall wurde nicht nur die Wartung vernachlässigt, sondern auch am Tachostand gedreht. Autokäufer sollten misstrauisch werden und besonders gut hinsehen.

Passen die allgemeinen Abnutzungen, etwa am Lenkrad, den Sitzen oder am Schaltknauf, mit dem Kilometerstand überein? Sofern Rechnungen von der Werkstatt vorliegen, ist hierauf auch der Tachostand vermerkt. Gibt es in diesem Zusammenhang noch Unstimmigkeiten, sollte der Verkäufer explizit danach gefragt werden.

Tipp 5: Unbedingt eine Probefahrt durchführen

Die Probefahrt ist unbedingt durchzuführen, um zusätzliche Mängel aufzudecken. Das gehört zu den wichtigsten Tipps für den Gebrauchtwagenkauf. Wenn der Verkäufer die Probefahrt verweigert, sollten Interessenten misstrauisch werden. Allerdings ist die Verweigerung kein grundsätzliches Ausschlusskriterium, denn tatsächlich kann die Probefahrt aus versicherungsrechtlicher Sicht für Probleme sorgen. Wenn der Käufer einen Unfall verursacht, dann haftet der Fahrzeugbesitzer.

Ist es absolut nicht anders möglich, sollten die Interessenten zumindest auf dem Beifahrersitz Platz nehmen. Denn die Probefahrt löst viele Fragen: Gibt es ungewöhnliche Geräusche? Steht das Lenkrad gerade? Ist die Schaltung leichtgängig? Funktionieren Klimaanlage & Co? Wirkt die Bremse schwach oder einseitig?


Tipp 6: Klassische Schwachstellen untersuchen

Es ist wichtig, die allgemeinen Schwachstellen und die typischen Anzeichen für klassische Schäden zu untersuchen. Der Zustand der Reifen sagt viel über den Zustand des Fahrwerks aus. Ist noch ausreichend Profil vorhanden? Ein einseitiger Reifenverschleiß kann darauf hindeuten, dass die Fahrwerksgeometrie nicht mehr stimmt und Beschädigungen an den Stoßdämpfern, Radlagern oder Aufhängungen vorliegen.

In Bezug auf die Reifen ist auch zu prüfen, ob alle Reifen einen ähnlichen Fertigungszeitraum aufweisen. Das lässt sich anhand der DOT-Nummer ganz einfach herausfinden. Ist ein Reifen ausgetauscht, könnte dies auf einen möglichen Unfallschaden hindeuten. Der Verkäufer sollte hierfür eine logische Erklärung vorweisen können.

Tipp 7: Die Sympathie zum Verkäufer

Apropos Verkäufer: Beim Gebrauchtwagenkauf ist die Sympathie zum Gegenüber wichtig. Beantwortet der Verkäufer alle Fragen mit Ehrlichkeit oder redet er sich geschickt heraus? Wirken alle Erklärungen schlüssig? Außerdem sollte eine ausreichende Zeit zur Verfügung stehen, um das Fahrzeug unter die Lupe zu nehmen.

Wenn der Verkäufer eine Frist setzt oder sogar Druck macht, sollten interessierte Gebrauchtwagenkäufer misstrauisch werden. Das gilt auch, wenn Verkäufer und Fahrzeughalter nicht die gleiche Person ist. Möglicherweise wird ein geklautes Auto verkauft. Eine Vollmacht ist dann wichtig, auch um sich selbst vor Ärger und Schwierigkeiten zu schützen.

Tipp 8: Gebrauchtwagencheck durchführen lassen

Sollten nach dem Besichtigungstermin noch Zweifel oder Fragen bleiben, kann ein erfahrener Automobilexperte helfen. Es ist möglich, bei den bekannten Prüforganisationen oder Fachwerkstätten einen Gebrauchtwagencheck durchführen zu lassen. Das kostet nur wenig Geld und ist innerhalb weniger Minuten abgeschlossen.

Die Fachleute wissen genau, worauf beim entsprechenden Fahrzeugmodell zu achten ist und werfen auch einen Blick unter das Auto, um Schwachstellen aufzudecken. Der Gebrauchtwagencheck ist nicht immer erforderlich, aber er gibt zusätzliche Sicherheit. Wichtig: Der Verkäufer ist darüber zu informieren. Stimmt er dem Check zu, dann ist es ohnehin ein gutes Zeichen.


Tipp 9: Kauf über Privat oder beim Händler?

Der Gebrauchtwagenkauf ist sowohl beim Händler als auch Privatpersonen möglich. Die ideale Lösung gibt es nicht, denn beide Möglichkeiten bieten Vor- und Nachteile. Während der Händler eine Garantie gibt, die zusätzliche Sicherheit schafft, ist der private Kauf mit erhöhtem Risiko verbunden. Dafür sind die Preise beim Gebrauchtwagenhändler meist teurer.

Über den Privatverkauf lässt sich möglicherweise ein Schnäppchen erzielen, vor allem, wenn die Chemie zwischen Käufer und Verkäufer stimmt. Hier sind effektive Preisverhandlungen möglich!

Tipp 10: Unbedingt Kaufvertrag unterzeichnen!

Egal ob Privatkauf oder Händlerabwicklung: Ein Kaufvertrag ist immer zu unterzeichnen! Während das wichtige Dokument beim offiziellen Händler zum Standard gehört, wird bei der privaten Abwicklung oft auf den Handschlag vertraut. Dieser hat zwar eine rechtliche Bindung, allerdings lassen sich mündliche Absprachen im Nachhinein nur schwer beweisen.

Zudem wird der Vertrag möglicherweise für die Ummeldung bei der Zulassungsbehörde benötigt. Im Internet finden sich verschiedene Vorlagen und Musterverträge, sodass der Vertragsabschluss zum Kinderspiel wird. Mit diesen Tipps für den Gebrauchtwagenkauf sollte der Erfolg nicht lange warten…

Sönke Brederlow ist Rennfahrer, Journalist und Fahrzeugingenieur. Der 32-Jährige arbeitet als freiberuflicher Texter und ist als aktiver Rennfahrer und Fahrercoach tätig. Er hat ein abgeschlossenes Bachelorstudium der Fahrzeugtechnik, was bei der täglichen Arbeit hilfreich ist.

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