Das Risiko von Starkregenfällen nimmt in Deutschland stetig zu. Das birgt auch für Autofahrer ein besonderes Risiko. Aquaplaning, also das Aufschwimmen der Reifen, ist nicht selten für schwere Unfälle verantwortlich. Im schlimmsten Fall sind sogar geübte Autofahrer machtlos.

Sobald die Reifen den Kontakt zur Fahrbahn verlieren, lässt sich das Fahrzeug nicht mehr steuern. Wir klären die Frage, wie sich Autofahrer richtig verhalten und mit welchen Maßnahmen sich das Aquaplaning verhindern lässt.

Aquaplaning? Was ist das überhaupt?

Aquaplaning gehört seit der Erfindung des Automobils zu den häufigsten Unfallursachen in Deutschland. Sobald der Regen vom Himmel fällt und sich Pfützen auf den Straßen bilden, ist mit Aquaplaning, auch als „Wasserglätte“ bezeichnet, zu rechnen. Alle Autoreifen besitzen ein Reifenprofil, das für die Verdrängung des Wassers verantwortlich ist.

Bei starkem Regen oder beim Durchfahren von Pfützen, ist der Reifen nicht mehr in der Lage, die großen Mengen an Wasser über das Profil abzuleiten. In diesem Fall bildet sich ein dünner Wasserfilm zwischen Reifen und Fahrbahn, sodass der direkte Kontakt zur Straße verloren geht. Das Fahrzeug „schwimmt auf“ und lässt sich nicht mehr kontrollieren, also weder Lenken noch Bremsen.

Können Autofahrer dem Aquaplaning vorbeugen?

Es gibt keine Möglichkeit, das Aquaplaning komplett zu verhindern. Allerdings lässt sich das Risiko verringern. Neben einem funktionierenden Reifenprofil sind vor allem der richtige Luftdruck und eine ausreichende Profiltiefe wichtig. Die Mindestprofiltiefe in Deutschland liegt bei 1,6 Millimetern, doch Experten empfehlen eine Restprofiltiefe von mindestens drei bis vier Millimetern.

Die gesetzlich vorgeschriebene Profiltiefe beträgt 1,6 Millimeter, mindestens vier Millimeter sind empfehlenswert

Gleichzeitig ist darauf zu achten, dass die Laufrichtung eingehalten wird und sich der Reifendruck im optimalen Fenster befindet. Die passenden Werte für das eigene Fahrzeug lassen sich im Handbuch, im Türeinstieg der Fahrerseite oder auf der Innenseite des Tankdeckels finden.

Während der Fahrt sollten Autofahrer jederzeit mit der gefährlichen Wasserglätte rechnen, nicht nur bei Regenfällen. Auch das Durchfahren von Pfützen und überschwemmten Straßen kann Aquaplaning verursachen. Gefährdete Straßen sind in vielen Fällen ausgeschildert, doch Vorsicht kann niemals schaden. Wer die Reifen des vorausfahrenden Autofahrers im Blick hält, wird erkennen, wie hoch das Wasser auf der Straße steht. Bei starkem Regen ist es immer besser, die Geschwindigkeit zu verringern.

Aquaplaning vermeiden: Darauf ist zu achten!

  • mindestens drei Millimeter Reifenprofil
  • Luftdruck aller vier Reifen anpassen
  • Laufrichtung der Reifen beachten
  • auf Warnhinweise und Schilder achten
  • Bei Regen: Geschwindigkeit verringern
  • Reifen anderer Autofahrer im Auge behalten

Wie äußert sich Aquaplaning für Autofahrer?

Sollte es trotz der Vorsichtsmaßnahmen zum Aufschwimmen des Fahrzeugs kommen, müssen Autofahrer mit Bedacht reagieren. Aquaplaning äußert sich durch Veränderungen der Geschwindigkeit, ansteigende Drehzahlen sowie ungewöhnliche Fahrgeräusche. Lenkbewegungen fallen deutlich leichter, da der Widerstand durch die Fahrbahn nicht mehr gegeben ist.

Vorsicht: Hektische Lenkradbewegungen sind zu vermeiden und völlig wirkungslos! Die Reifen können keine Querkräfte übertragen, sodass das Auto trotz eingeschlagenem Lenkrad geradeaus fährt.

Wann tritt Aquaplaning verstärkt auf?

Immer, wenn es regnet oder die Straße vom letzten Regenschauer nass ist, sollten Autofahrer mit Aquaplaning rechnen. Pfützen sind besonders gefährlich, da sich die Wassertiefe in den meisten Fällen nicht abschätzen lässt. Die Reifen können die große Wassermenge nicht verdrängen, sodass das Fahrzeug direkt aufschwimmt.

Immerhin: Bei geringen Geschwindigkeiten sinkt das Risiko für Aquaplaning. Dennoch sollten Autofahrer auch im Stadtverkehr auf das Auftreten der gefährlichen Wasserglätte vorbereitet sein.

Wie sollten sich Autofahrer verhalten?

Wenn Autofahrer spüren, dass das Auto aufschwimmt, ist Vorsicht geboten. Das Lenkrad ist gerade zu halten und der Fuß ist vom Gas zu nehmen. Bei einem Schaltgetriebe kann die Kupplung getreten werden, damit das Fahrzeug nicht weiter angetrieben wird. Im Falle einer Automatikschaltung sollte keinesfalls die Fahrstufe gewechselt werden.

Das Bremsen ist wirkungslos, sodass das Auto langsam ausrollen muss. Erst, wenn der Kontakt zur Fahrbahn wieder hergestellt ist, kann der Autofahrer das Fahrzeug langsam verzögern. Grundsätzlich gilt: Hektische Bewegungen, egal ob am Lenkrad oder der Bremse, sind unbedingt zu vermeiden!


Sind moderne Fahrzeuge sicherer als alte Autos?

Moderne Automobile sind mit zahlreichen Fahrerassistenzsystemen ausgestattet, beispielsweise dem elektronischen Stabilitätsprogramm, kurz ESP, oder dem Anti-Blockier-System, auch als ABS bekannt. Das garantiert in vielen Situationen ein hohes Maß an Sicherheit, beim Aquaplaning allerdings nicht. Die Reifen können weder Längs- noch Querkräfte übertragen, sodass sich das Fahrzeug nicht lenken oder bremsen lässt.

In diesem Fall sind auch die Assistenzsysteme nicht in der Lage, das rutschende Auto unter Kontrolle zu bringen. Im Gegenteil: Einige Systeme können das Risiko sogar erhöhen, etwa der Tempomat. Wenn das Fahrzeug trotz Aquaplaning weiter beschleunigt wird, drohen schlimme Unfälle. Es ist empfehlenswert, sich bei Regenfällen auf das eigene Gefühl und den persönlichen Gasfuß zu verlassen.

Fazit: Aquaplaning unbedingt ernst nehmen!

Autofahrer sollten das gefährliche Aquaplaning niemals unterschätzen. Sobald der Regen einsetzt, ist die Geschwindigkeit zu reduzieren. Zudem ist es ratsam, dass die Reifen am eigenen Fahrzeug regelmäßig auf eine ausreichende Profiltiefe und den passenden Luftdruck kontrolliert werden. Bei Starkregen, wie er in Deutschland immer häufiger vorkommt, sollte nicht schneller als 80 km/h gefahren werden.

Bei Spurrillen und Pfützen ist besondere Vorsicht geboten, denn hier sammelt sich das Wasser besonders schnell. Wer dem Aquaplaning dennoch zum Opfer fällt, sollte ruhig bleiben und keine hektischen Lenkbewegungen vollziehen. Dann werden die gefährlichen Situationen problemlos überstanden.

Sönke Brederlow ist Rennfahrer, Journalist und Fahrzeugingenieur. Der 33-Jährige arbeitet als freiberuflicher Texter und ist als aktiver Rennfahrer und Fahrercoach tätig. Er hat ein abgeschlossenes Bachelorstudium der Fahrzeugtechnik, was bei der täglichen Arbeit hilfreich ist.

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