Der Herbst steht vor der Tür. Das heißt auch, dass die Tage kürzer werden – und die Gefahr von Wildunfällen dramatisch ansteigt. Für etwa fünf Prozent aller Verkehrsunfälle im Straßenverkehr sind das Ausweichen oder der Zusammenstoß mit einem Tier verantwortlich. Wissen Sie, was im Notfall zu tun ist, ob Ihre Versicherung den Schaden zahlt und wie Sie im besten Fall sogar einen Wildunfall verhindern können? Die wichtigsten Antworten auf diese Fragen.

Das richtige Verhalten bei einem Wildunfall

Im Jahr 2018 wurden in Deutschland über 200.000 Unfälle mit einem Wildtier erfasst. Mehr als 2700 Menschen wurden dabei verletzt, 15 davon sogar tödlich. Ein Wildunfall kann gefährliche Folgen haben. Insbesondere, wenn Autofahrer falsch reagieren. Die wichtigste Regel: Versuche niemals auszuweichen. Der Zusammenstoß mit einem Baum oder sogar dem Gegenverkehr hat in der Regel schlimmere Auswirkungen als die Kollision mit einem Tier. Versuche daher, das Lenkrad festzuhalten und das Fahrzeug möglichst stark abzubremsen.

Sollte es zu einem Wildunfall gekommen sein, musst du Ruhe bewahren. Sichere zunächst die Unfallstelle mit einem Warndreieck ab und schütze dich mit einer Warnweste. Informiere anschließend die Polizei. Nimm dich vor dem verletzten Tier in Acht; es hat Todesangst und kann daher aggressiv werden. Fasse es daher im Idealfall gar nicht an, niemals aber ohne Handschuhe. Wildtiere können auch Krankheiten, wie Tollwut, übertragen.

Die Polizei wird in den meisten Fällen den örtlichen Jäger informieren. Diesen kannst du darum bitten, eine Wildschadenbescheinigung auszustellen. Das kann für die spätere Abwicklung bei der Versicherung ein notwendiger Beleg sein. Wichtig: Melde den Unfall auch, wenn das Tier geflüchtet ist. Sonst kann es Probleme mit der Versicherung geben.

Ein erhöhtes Risiko für Wildunfälle

Reh, Wildschwein und Co. sind besonders in der Nacht sowie bei Dämmerung aktiv. Insbesondere in den frühen Morgenstunden und am Abend ist daher mit einem erhöhten Risiko für Wildunfälle zu rechnen. In der dunklen Jahreszeit gehört das Zusammentreffen mit Wildtieren zu den häufigsten Unfallursachen.

Grundsätzlich können Wildunfälle allerdings zu jeder Jahreszeit passieren. Passe daher auf, wenn du in der Nähe von dichten Wäldern oder auf einsamen Landstraßen unterwegs bist. Am Fahrbahnrand sind für Wildtiere oft Futterpflanzen zu finden, die sie besonders stark anziehen.

Von September bis Januar sowie von Juli bis August liegt ein höheres Risiko vor, da sich die Wildtiere in diesen Zeiträumen meistens in der Brunft befinden. Das impulsive und unkontrollierte Verhalten der Tiere steigert ebenfalls das Risiko für Wildunfälle.

Lässt sich ein Wildunfall vermeiden?

Nein, nicht immer lassen sich Wildunfälle verhindern. Wenn das Tier plötzlich und unvermittelt auf die Fahrbahn springt, gibt es für den Autofahrer kaum eine Chance zu reagieren. Der Unfall ist dann nicht mehr zu vermeiden. Mit einer Vollbremsung kann nur noch die Wucht des Aufpralls minimiert werden.

Allerdings kann das Risiko eines Wildunfalls verringert werden. Gefährdete Gebiete sind in der Regel mit entsprechenden Schildern gekennzeichnet. Auch in ländlichen Regionen solltest du die Augen offenhalten. Fahre vorausschauend und mit einer angemessenen Geschwindigkeit, um rechtzeitig reagieren zu können. Achte auf Wildtiere, die am Straßenrand auftauchen. Sie sind in der Regel nicht allein, sondern im Rudel unterwegs.

Versuche das Tier nicht mit deinen Scheinwerfern zu blenden, denn das kann zur Orientierungslosigkeit des Wildtiers und damit erst recht zu einem Unfall führen. Nutze stattdessen die Hupe.

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Der Unfall mit einem Wildtier kann böse enden

Gefährliche Auswirkungen durch einen Wildunfall

Die Auswirkungen und Folgen eines Wildunfalls sind nicht zu verachten. Wenn dir bei einer Geschwindigkeit von 60 Kilometern pro Stunden ein Hirsch mit einem Gewicht von rund 250 Kilogramm vor das Auto läuft, entspricht dies einem Aufprallgewicht von rund fünf Tonnen. Andere Wildtiere, wie Rehe, sind zwar deutlich leichter, aber auch hier können enorme Kräfte auftreten.

Dennoch gilt: Versuche dem Wildtier niemals auszuweichen! Eine Kollision mit dem Gegenverkehr hätte noch schlimmere Folgen. Abgesehen von einem Personenschaden, der in diesem Fall nicht auszuschließen ist, würde auch die Versicherung den Schaden meist nicht mehr übernehmen.

Zahlt die Versicherung meinen Schaden?

Die gute Nachricht: In der Regel übernimmt die Versicherung deinen Schaden. Problematisch wird es nur, wenn der Unfall nicht durch Haarwild, also Reh, Hirsch oder Wildschwein, entstanden ist. Denn bei Zusammenstößen mit Federwild oder Haus- bzw. Nutztieren haftet der Besitzer.

Die Teilkaskoversicherung zahlt den Schaden, sofern er nachweislich durch das Wildtier entstanden ist. Ausnahmen gelten nur, wenn der Unfall durch ein Ausweichmanöver entstanden ist oder das Tier bereits vor dem Aufprall tot war. Lasse dir unbedingt eine Wildunfallbescheinigung ausstellen oder notiere dir Zeugen, die den Unfall gesehen haben. Am besten ist es allerdings, wenn du eine Vollkaskoversicherung abgeschlossen hast. In diesem Fall werden sogar Schäden, die durch ein Ausweichmanöver entstanden sind, beglichen. Ein Nachweis über den Wildunfall ist gar nicht erforderlich.

Sönke Brederlow ist Rennfahrer, Journalist und Fahrzeugingenieur. Der 32-Jährige arbeitet als freiberuflicher Texter und ist als aktiver Rennfahrer und Fahrercoach tätig. Er hat ein abgeschlossenes Bachelorstudium der Fahrzeugtechnik, was bei der täglichen Arbeit hilfreich ist.

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