Die Faustregel („Von O bis O“) für den Reifenwechsel ist bekannt: Zwei Mal im Jahr müssen Autofahrer die Räder tauschen. Das geht entweder in der Werkstatt oder auf dem heimischen Grundstück, denn der Aufwand ist nicht groß. Allerdings drohen teure und gefährliche Fehler beim Reifenwechsel. Worauf sollten Autofahrer achten? SchnelleAutohilfe.de nennt typische Todsünden, die unbedingt zu vermeiden sind.

„Mal eben schnell die Reifen wechseln?“ Das gehört für viele Autofahrer auch ohne detaillierte Anleitung zum Alltag, denn der saisonale Reifenwechsel (ja, eigentlich sind es die Räder!) ist nicht schwer. Dennoch erfordert der Austausch der Räder nicht nur das passende Werkzeug, sondern auch Konzentration und Sorgfältigkeit. Andernfalls drohen Fehler, die teuer und gefährlich werden.

Fehler beim Reifenwechsel: Bitte nicht zu früh!

Diese Faustregel ist bekannt: „Von O bis O“, also von Ostern bis Oktober. Diese Zeitpunkte gelten als gute Orientierung, sind aber keinesfalls verbindlich. Wenn sich im März bereits der Frühling zeigt, sollten Autofahrer nicht direkt zum Werkzeug greifen. Denn auch im April kann es nochmal kühler werden und sogar schneien. Grundsätzlich gilt, dass der Wechsel erfolgen sollte, wenn die Temperaturen nicht mehr unter 7 Grad Celsius fallen.

Im Zweifel ist es empfehlenswert, die Winterreifen lieber etwas länger montiert zu lassen. Im Herbst ist hingegen nicht zu warten, bis die ersten Flocken vom Himmel fallen. Hier darf der Reifenwechsel etwas früher erfolgen, damit bei winterlichen Verhältnissen mit den Sommerreifen keine Strafe droht.


Ein falscher Untergrund kann gefährlich werden

Bevor mit dem Reifenwechsel begonnen wird, ist der optimale Untergrund zu suchen. Der Boden sollte eben, rutschfest und stabil sein. Der Räderwechsel sollte daher nicht auf Kopfsteinpflaster oder Rasengittersteinen durchgeführt werden. Auch loser Untergrund, etwa Rasen oder Sandflächen, sind nicht geeignet. Im schlimmsten Fall sackt der Wagenheber ein.

Nicht nur aus diesem Grund ist das Fahrzeug immer mit einem Unterstellbock zu sichern. Auch der beste Wagenheber kann plötzlich seine Funktion verlieren und nachgeben. Dann drohen schlimme oder gar tödliche Verletzungen.

Fehler beim Reifenwechsel: Das falsche Werkzeug

Wer nur zwei Mal im Jahr den Reifenwechsel durchführt, der verzichtet meist auf hochwertiges Werkzeug und vertraut lieber auf die Qualität vom Discounter. Das ist gefährlich! Nicht nur der Wagenheber sollte lieber etwas mehr kosten. Auch am Drehmomentschlüssel ist nicht zu sparen. Ein Schlagschrauber wird übrigens nicht zwingend gebraucht. Die Schrauben lassen sich auch klassisch mit dem Radkreuz oder einer Ratsche aus dem herkömmlichen Werkzeugkasten lösen und anziehen.

Aufgepasst: Bei der Nutzung eines Schlagschraubers drohen Beschädigungen am Gewinde der Radschrauben. Die ersten Umdrehungen sind daher unbedingt mit der Hand vorzunehmen. Werden die Schrauben mit dem Schlagschrauber schief angesetzt und festgedreht, ist die Haltbarkeit nicht mehr gewährleistet. Möglicherweise fallen die Schrauben während der Fahrt ab.

Der Wagenheber wird falsch angesetzt

Das Ansetzen des Wagenhebers gilt als weitere Fehlerquelle. Es gibt spezielle Punkte am Schweller, an denen die Stabilität ausreicht, um das Auto anzuheben. Diese Stellen sind meist mit Pfeilen markiert, möglicherweise liefert auch das Handbuch des Fahrzeugs weitere Aufklärung. Wird der Wagenheber falsch angesetzt, kann das Fahrzeug nicht nur herunterfallen. Auch Beschädigungen, wie Knicke oder Beulen am Schweller, sind die Folge.

Reifen werden nicht auf Schäden kontrolliert

Die Sichtprüfung gehört zu den wichtigen Aufgaben beim Reifenwechsel. Bevor die neuen Räder montiert werden, sind einige Dinge zu prüfen. Dazu gehört beispielsweise das Reifenprofil, das über die notwendige Mindestprofiltiefe verfügen muss. Der Gesetzgeber schreibt mindestens 1,6 Millimeter vor, allerdings werden bei Winterreifen mindestens vier Millimeter und bei Sommerreifen mindestens drei Millimeter empfohlen.

Bei einer Sichtprüfung ist das Reifenprofil zu kontrollieren

Das Reifenprofil sollte gleichmäßig abgefahren sein, ein einseitiger Verschleiß kann auf Schäden am Fahrwerk hindeuten. In diesem Zusammenhang lohnt es sich, die alten Reifen zu kontrollieren, auch wenn sie erst einmal für sechs Monate in die Ecke wandern. Weiterhin ist es wichtig, auf Beschädigungen zu achten. Welchen Zustand hat das Gummi, wirkt es möglicherweise schon porös oder rissig? Die Sichtprüfung beugt Reifenschäden, die möglicherweise zum Unfall führen, vor.

Fehler beim Reifenwechsel: Laufrichtung wird ignoriert

Viele Autofahrer wissen nicht, dass einige Reifen eine feste Laufrichtung besitzen. In diesem Fall ist auf der Reifenflanke ein Pfeil zu erkennen, meist in Kombination mit den Begriffen „Rotation“ oder „Direction“. Die Reifen können zwar zwischen Vorder- und Hinterachse getauscht werden, nicht jedoch zwischen der linken und rechten Seite. Das liegt daran, dass das Reifenprofil so gestaltet ist, dass es nur in eine Richtung perfekt arbeitet und beispielsweise Wasser ideal verdrängt.

Wenn die Reifen falsch montiert werden, kann die Funktion beeinträchtigt sein. Außerdem steigen Verschleiß und Kraftstoffverbrauch, zudem ist mit lauten Abrollgeräuschen zu rechnen. Achtung: Wenn die Hauptuntersuchung ansteht und die Reifen nicht richtig montiert sind, wird sogar die TÜV-Plakette verweigert.


Die Radschrauben werden falsch angezogen

Hier lauern gleich mehrere Fehlerquellen. Die Radschrauben sind vor der Montage auf Schäden zu untersuchen. Auch starker Rost kann die Funktion beeinträchtigen, sodass rostige Bolzen im Idealfall gegen neue Schrauben zu tauschen sind. Leichter Flugrost lässt sich mit einer Drahtbürste entfernen. Achtung: Das Fetten der Radschrauben ist nicht zulässig, da sie sich leichter lösen können.

Beim Anziehen der Radbolzen ist auf die richtige Reihenfolge zu achten. Wer die Schrauben einfach der Reihe nach anzieht, riskiert, dass sich das Rad verkantet. Das führt zum unrunden Radlauf und möglicherweise zum Lösen der Schrauben. Aus diesem Grund sind die Radschrauben unbedingt über Kreuz anzuziehen.

Weiterhin ist das richtige Drehmoment entscheidend. Werden die Schrauben nicht fest genug angezogen, können sie sich wieder lösen. Sind sie jedoch zu fest angezogen, stehen sie unter Spannung, was einen Materialbruch zur Folge haben kann. Daher sind die Radbolzen mit einem Drehmomentschlüssel und dem richtigen Drehmoment festzuziehen. Die optimalen Werte finden sich im Handbuch oder im Internet. Wichtig: Es wird empfohlen, die Radschrauben nach 50 bis 100 Kilometern nachzuziehen.

Der Reifendruck wird nicht überprüft

Der Reifenwechsel ist abgeschlossen, die Fahrt in den Urlaub kann starten? Stopp! Nach dem Winter ist unbedingt der Reifendruck zu kontrollieren. Die Werte können sich in den vergangenen Monaten verändert haben. Weiterhin deutet ein großer Druckverlust auf mögliche Schäden hin. Nach dem Reifenwechsel sollte der nächste Weg zur Tankstelle führen, um den Luftdruck zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen.

Sönke Brederlow ist Rennfahrer, Journalist und Fahrzeugingenieur. Der 32-Jährige arbeitet als freiberuflicher Texter und ist als aktiver Rennfahrer und Fahrercoach tätig. Er hat ein abgeschlossenes Bachelorstudium der Fahrzeugtechnik, was bei der täglichen Arbeit hilfreich ist.

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