Die Hauptuntersuchung feiert ihren 70. Geburtstag. Seit dem 1. Dezember 1951 gehört die technische Überprüfung zur Pflicht für alle Fahrzeughalter. In regelmäßigen Abständen sind die Autos bei den anerkannten Prüforganisationen vorzuführen, bevor die begehrte Plakette auf dem Kennzeichen klebt. Damit trägt die Hauptuntersuchung maßgeblich zur allgemeinen Verkehrssicherheit bei. Ein Rückblick.

70 Jahre Hauptuntersuchung: Pflicht seit 1951

Am 1. Dezember 1951 wurde die Hauptuntersuchung, kurz HU, in Deutschland verpflichtend für alle Fahrzeughalter eingeführt. Ziel war es, die Verkehrstauglichkeit aller Kraftfahrzeuge sicherzustellen. Zwar gab es in einigen Ländern schon zuvor eine vorgeschriebene Überprüfung, doch die bundesweit einheitliche Verpflichtung gilt erst seit 1951. Heute, 70 Jahre nach der Einführung, ist die Hauptuntersuchung nicht mehr wegzudenken.

Und das aus gutem Grund: Die Hauptuntersuchung treibt die Besitzer dazu, das eigene Fahrzeug zu pflegen und regelmäßig zu warten. Viele Mängel werden daher nicht erst durch die Überprüfung aufdeckt und behoben, sondern schon vor der wiederkehrenden Kontrolle beseitigt. Der Umfang der Hauptuntersuchung wurde in den vergangenen Jahren immer wieder an die neuen Anforderungen angepasst. So gehören die Sicherheitsgurte und Kopfstützen seit den 1970er Jahren zur Pflicht.

Die Abgasuntersuchung ist seit 1985 ein fester Bestandteil der Hauptuntersuchung. Aber auch die modernen Sicherheitssysteme, wie ABS oder ESP, werden mittlerweile auf ihre Funktion überprüft. Die Sachverständigen kontrollieren alle sicherheits- und umweltrelevanten Bauteile der Fahrzeuge, darunter vor allem die Bremsen, Fahrwerke und Reifen sowie die Abgasanlagen.

Die Plakette kommt zehn Jahre später

Bis in die 1960er Jahre wurden Fahrzeughalter per Postkarte daran erinnert, den Termin der Hauptuntersuchung wahrzunehmen. Doch der bürokratische Aufwand für die Prüforganisationen wurde enorm. Bei Einführung der Hauptuntersuchung waren deutschlandweit rund 700.000 Pkw gemeldet. Im Jahr 1960 waren es schon mehr als acht Millionen Kraftfahrzeuge, davon rund 4,5 Millionen Pkw. Eine andere Lösung musste her.

Die Prüfplakette wurde im Jahr 1961 eingeführt und feiert den 60. Geburtstag. Der farbige Aufkleber, der als Nachweis der bestandenen Hauptuntersuchung dient und auf dem Kennzeichen des Fahrzeugs klebt, macht deutlich, wann Fahrzeughalter wieder einmal zum Prüftermin müssen. Fortan waren die Besitzer selbst verantwortlich, die wiederkehrende Kontrolle wahrzunehmen.

Auch für die Abgasuntersuchung gab es zeitweise eine eigene Plakette. Der eckige Aufkleber wurde auf dem vorderen Kennzeichen verklebt und funktionierte nach demselben Prinzip wie die bekannte Prüfplakette, die am hinteren Kennzeichen klebt. Seit dem 1. Januar 2010 ist die Abgasuntersuchung ein Bestandteil der Hauptuntersuchung, sodass die eckige AU-Plakette der Vergangenheit angehört.

Die Hauptuntersuchung in der heutigen Zeit

An der Hauptuntersuchung kommt auch in der heutigen Zeit kein Fahrzeughalter vorbei. Jährlich sind in Deutschland rund 30 Millionen Fahrzeuge zu überprüfen, davon über 20 Millionen Pkw. Neuwagen müssen nach drei Jahren zum ersten Mal bei den anerkannten Prüforganisationen vorstellig werden, anschließend ist die Hauptuntersuchung in wiederkehrenden Abständen von zwei Jahren durchzuführen.

Etwa ein Drittel aller Fahrzeug weisen heutzutage Mängel auf, wobei die Gesetzgebung unterschiedliche Abstufungen von geringen Mängeln (GM) über erhebliche (EM) und gefährliche Mängel (VM) bis zur kompletten Verkehrsunsicherheit, kurz VU, vorsieht. Mehr als fünf Millionen Fahrzeughalter mussten im Jahr 2020 ohne die begehrte Plakette den Heimweg antreten. Bei rund 150.000 Autos lagen gefährliche Mängel vor und etwa 13.000 Fahrzeuge durften das Gelände gar nicht mehr verlassen.

Zu den häufigsten Mängeln gehören noch immer defekte Beleuchtungen, schwache Bremsen sowie Ölverlust und marode Fahrwerksteile. Nur die Probleme mit dem Rost haben sich im Laufe der letzten 70 Jahre deutlich reduziert. Dafür drohen neue Schwierigkeiten: Die Elektromobilität sowie das autonome Fahren bringen zusätzliche Herausforderungen für Fahrzeughalter und Prüfer. Kurzum: Auf die Hauptuntersuchung lässt sich auch in den nächsten 70 Jahren nicht verzichten!

Sönke Brederlow ist Rennfahrer, Journalist und Fahrzeugingenieur. Der 32-Jährige arbeitet als freiberuflicher Texter und ist als aktiver Rennfahrer und Fahrercoach tätig. Er hat ein abgeschlossenes Bachelorstudium der Fahrzeugtechnik, was bei der täglichen Arbeit hilfreich ist.

Kommentar schreiben