Die Spritpreise schießen durch die Decke: Anfang März knackten viele Tankstellen die gefürchtete Grenze von zwei Euro – und zwar dauerhaft. Ein Ende der Kostenexplosion ist vorerst nicht Sicht. Kein Wunder, dass die steigenden Spritpreise sind für die meisten Autofahrer ein Ärgernis sind.

Aber wie setzen sich die Preise für den Kraftstoff eigentlich zusammen? Was hat die Corona-Pandemie mit den Spritpreisen zu tun? Und welche Auswirkungen hat der Ukraine-Krieg? Anhand von klassischem Superbenzin erklären wir, welche Kosten bei der Preisgestaltung zu berücksichtigen sind.

Die Zusammensetzung der Spritpreise

Die Kosten für den Kraftstoff setzen sich aus drei wesentlichen Komponenten zusammen: den Produktbeschaffungskosten, den Deckungskosten der Mineralölkonzerne sowie den Steuern, bestehend aus Mehrwertsteuer, CO₂-Steuer und Energiesteuer, bis 2006 als Mineralölsteuer bezeichnet. Bei freien Tankstellen kommt ein zusätzlicher, kleiner Teil für die weiteren Kosten und Gewinne hinzu.

*exemplarische Beispielrechnung

Beschaffungskosten als schwankender Faktor

Bei den Produktbeschaffungskosten, oder auch dem Produkteinstandspreis, handelt es sich um jenen Preis, den Mineralölkonzerne für Rohöl und Kraftstoffe zahlen müssen. Dabei richtet sich der Preis nach der Entwicklung auf den internationalen Ölmärkten, die von Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Je nach Jahreszeit, politischer Lage oder Konjunktur verändert sich der Preis stetig.  Da das Öl auf dem Weltmarkt fast ausschließlich in US-Dollar gehandelt wird, spielt auch der aktuelle Währungskurs eine wichtige Rolle.

Und hier ist der Grund für den aktuellen Preisanstieg zu finden. Zwei Faktoren haben dabei Auswirkungen. Die Weltwirtschaft erholt sich vom Einbruch durch die Corona-Pandemie und fährt die Produktionen wieder hoch, was die Nachfrage nach Rohöl ansteigen lässt. Das wiederum führte bereits seit einigen Monaten auch zu einem Anstieg des Ölpreises und damit der Spritpreise.

Nun kommt der Ukraine-Krieg dazu. Der russische Angriffskrieg hat die Ölmärkte durcheinander gebraucht. Russland gilt als wichtiger Lieferant für Rohöl und hat an den Rohölimporten nach Deutschland einen Anteil von rund 35 Prozent. Darauf wird nun verzichtet, sodass das Angebot sinkt und die Spritpreise steigen.

Auswirkungen auf Rohstoffpreise

Die Folge: Rohöl ist teuer. Zuletzt waren die Preise im Jahr 2012 so hoch. Anfang des Jahres wurde die Erdölsorte „Brent“ für 80 Dollar gehandelt, im Vorjahr lag der Preis bei knapp 50 Dollar. Anfang März wurde die Grenze von 100 Dollar überschritten, was einer Verdoppelung der Rohölpreise binnen weniger Monate entspricht. Das wirkt sich auf die Spritpreise aus.

Die Deckungskosten der Mineralölkonzerne

Einen weiteren Teil der Spritkosten stellen die Deckungskosten der Mineralölkonzerne dar. Hierbei handelt es sich beispielsweise um die Transportkosten, Verwaltung und Vertrieb oder die eigene Weiterentwicklung der Kraftstoffe. Weiterhin ist in den Deckungskosten auch der Anteil von etwa einem halben Cent für den gesetzlichen Erdölbevorratungsverband, kurz EBV, enthalten.

Nach der Ölkrise in den 70er-Jahren hat die deutsche Regierung festgelegt, dass so viel Kraftstoff in Deutschland zu lagern ist, wie in 90 Tagen durchschnittlichen importiert wird. Das entspricht etwa 21 Millionen Tonnen. Notsituationen sollen damit verhindert werden. Dreimal wurden diese Reserven schon genutzt, nämlich während des Golfkriegs 1990/91, nach den Hurrikanen 2005 in den USA und im Jahr 2011, als die libyschen Ölexporte ausfielen.

Nun entschied sich die Politik abermals dazu, einen Teil dieser nationalen Ölreserven freizugeben, um die Kostenexplosion zu verlangsamen. Ob dieser Schritt eine Wirkung zeigt, ist fraglich. EU und USA geben gemeinsam 60 Millionen Barrel frei, sodass Deutschland mit einem Anteil von rund 434.000 Tonnen Rohöl beiträgt. Damit könnte der Ausfall russischer Lieferungen für knapp zwei Wochen gedeckt werden. Spätestens danach setzt sich die Kostenexplosion fort.

Die Steuern als größter Anteil der Spritpreise

Den größten Anteil am Benzinpreis haben jedoch die Steuern, die sich aus der Mehrwertsteuer, der CO₂-Steuer und der Energiesteuer, bis 2006 als Mineralölsteuer bezeichnet, zusammensetzen. Je nach Spritpreis machen die Steuern zwischen 50 und 70 Prozent des Gesamtpreises aus. Die Höhe der Energiesteuer wird im Gegensatz zur Mehrwertsteuer nicht prozentual berechnet, sondern ist von der Kraftstoffart abhängig. Dabei gilt, dass ein umweltverträglicher Kraftstoff grundsätzlich einen niedrigeren Steuersatz aufweist.

Die aktuelle Energiesteuer für Benzin liegt bei 65,45 Cent pro Liter, beim Dieselkraftstoff sind es lediglich 47,04 Cent pro Liter. Die Mehrwertsteuer von 19 Prozent wird auf die Gesamtkosten von Energiesteuer und Warenpreis erhoben. Mit der CO₂-Steuer wurde Anfang 2021 eine zusätzliche Belastung für Autofahrer eingeführt. Im Jahr 2022 liegt die Steuer bei 30 Euro pro Tonne CO₂. Das macht umgerechnet knapp 10 Cent pro Liter.

Autofahrer müssen sich darauf einstellen, dass die Spritpreise in den kommenden Wochen weiter steigen. Es lohnt sich, die Preise zu vergleichen und zur richtigen Uhrzeit zu tanken. Verschiedene Auswertungen haben gezeigt, dass das Benzin in den Morgenstunden am teuersten ist. Gegen Abend fallen die Preise, sodass es sich lohnt den Tank zwischen 18 und 19 Uhr oder 20 und 22 Uhr zu füllen. Natürlich kann auch eine spritsparende Fahrweise dazu beitragen, dass sich der Frust an der Zapfsäule in Grenzen hält.

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