Steigende Spritpreise sind für viele Autofahrer ein großes Ärgernis. Doch wie setzen sich die Kraftstoffpreise eigentlich zusammen? Was haben Pandemien und Kriege mit den Diesel- und Benzinpreisen zu tun? Und welche Rolle spielt die CO₂-Abgabe, die Anfang 2024 für einen drastischen Preisanstieg sorgte. Am Beispiel des klassischen Superbenzins erklären wir, welche Kosten bei der Preisgestaltung berücksichtigt werden müssen.
Die Zusammensetzung der Spritpreise
Die Kosten für den Kraftstoff setzen sich aus drei wesentlichen Komponenten zusammen: den Produktbeschaffungskosten, den Deckungskosten der Mineralölkonzerne sowie den Steuern, bestehend aus Mehrwertsteuer, CO₂-Steuer und Energiesteuer, bis 2006 als Mineralölsteuer bezeichnet. Bei freien Tankstellen kommt ein zusätzlicher, kleiner Teil für die weiteren Kosten und Gewinne hinzu.
Beschaffungskosten als schwankender Faktor
Bei den Produktbeschaffungskosten, oder auch dem Produkteinstandspreis, handelt es sich um jenen Preis, den Mineralölkonzerne für Rohöl und Kraftstoffe zahlen müssen. Dabei richtet sich der Preis nach der Entwicklung auf den internationalen Ölmärkten, die von Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Je nach Jahreszeit, politischer Lage oder Konjunktur verändert sich der Preis stetig. Da das Öl auf dem Weltmarkt fast ausschließlich in US-Dollar gehandelt wird, spielt auch der aktuelle Währungskurs eine wichtige Rolle.
Und hier ist der erste Grund für die Preisanstiege zu finden. Zwei Faktoren hatten in den letzten Jahren erhebliche Auswirkungen: Die Weltwirtschaft erholte sich vom Einbruch durch die Corona-Pandemie und fuhr die Produktionen wieder hoch, was die Nachfrage nach Rohöl ansteigen ließ. Das wiederum führte zu einem Anstieg des Ölpreises und damit der Spritpreise.
Dann kam der Ukraine-Krieg: Der russische Angriffskrieg hat die Ölmärkte durcheinander gewirbelt. Russland ist einer der wichtigsten Rohöllieferanten und hatte vor Kriegsbeginn einen Anteil von rund 35 Prozent an den gesamten Rohölimporten nach Deutschland. Darauf wurde verzichtet, wodurch das Angebot sank – und die Spritpreise stiegen.
Ukraine-Krieg & Auswirkungen auf Rohstoffpreise
Die Deckungskosten der Mineralölkonzerne
Einen weiteren Teil der Spritkosten stellen die Deckungskosten der Mineralölkonzerne dar. Hierbei handelt es sich beispielsweise um die Transportkosten, Verwaltung und Vertrieb oder die eigene Weiterentwicklung der Kraftstoffe. Weiterhin ist in den Deckungskosten auch der Anteil von etwa einem halben Cent für den gesetzlichen Erdölbevorratungsverband, kurz EBV, enthalten.
Nach der Ölkrise in den 70er-Jahren hat die deutsche Regierung festgelegt, dass so viel Kraftstoff in Deutschland zu lagern ist, wie in 90 Tagen durchschnittlichen importiert wird. Das entspricht etwa 21 Millionen Tonnen. Notsituationen sollen damit verhindert werden. Diese Reserven wurden schon genutzt, nämlich während des Golfkriegs 1990/91, nach den Hurrikanen 2005 in den USA sowie im Jahr 2011, als die libyschen Ölexporte ausfielen.
Im Frühjahr 2022 beschloss die Politik erneut, einen Teil dieser nationalen Ölreserven zu nutzen, um die Kostenexplosion zu verlangsamen. Die EU und die USA gaben zusammen 60 Millionen Barrel frei, Deutschland steuerte davon rund 434.000 Tonnen Rohöl bei. Damit konnte der Ausfall der russischen Lieferungen kurzfristig kompensiert werden, die Kostenexplosion setzte sich anschließend jedoch fort.
Die Steuern als größter Anteil der Spritpreise
Den größten Anteil am Benzinpreis haben jedoch die Steuern, die sich aus der Mehrwertsteuer, der CO₂-Steuer und der Energiesteuer, bis 2006 als Mineralölsteuer bezeichnet, zusammensetzen. Je nach Spritpreis machen die Steuern zwischen 50 und 70 Prozent des Gesamtpreises aus. Die Höhe der Energiesteuer wird im Gegensatz zur Mehrwertsteuer nicht prozentual berechnet, sondern ist von der Kraftstoffart abhängig. Dabei gilt, dass ein umweltverträglicher Kraftstoff grundsätzlich einen niedrigeren Steuersatz aufweist.
Die aktuelle Energiesteuer für Benzin liegt bei 65,45 Cent pro Liter, beim Dieselkraftstoff sind es lediglich 47,04 Cent pro Liter. Die Mehrwertsteuer von 19 Prozent wird auf die Gesamtkosten von Energiesteuer und Warenpreis erhoben. Mit der CO₂-Steuer wurde Anfang 2021 eine zusätzliche Belastung für Autofahrer eingeführt. Im Jahr 2022 lag die Steuer bei 30 Euro pro Tonne CO₂, Anfang 2024 stieg die CO₂-Abgabe auf 45 Euro pro Tonne. Und für die Zukunft sind weitere Anhebungen geplant.
Autofahrer müssen sich also darauf einstellen, dass die Spritpreise in den kommenden Wochen, Monaten und Jahren weiter steigen. Es lohnt sich, die Preise zu vergleichen und zur richtigen Uhrzeit zu tanken. Verschiedene Auswertungen haben gezeigt, dass das Benzin in den Morgenstunden am teuersten ist. Gegen Abend fallen die Preise, sodass es sich lohnt den Tank zwischen 18 und 19 Uhr oder 20 und 22 Uhr zu füllen. Natürlich kann auch eine spritsparende Fahrweise dazu beitragen, dass sich der Frust an der Zapfsäule in Grenzen hält.